203. Institutsseminar: Lilla Krász, Beobachten, sammeln und beschreiben: medizinische Wissensorganisation im Königreich Ungarn im Zeitalter der Aufklärung (17. 10. 2016)

Am Montag, den 17. Oktober 2016, findet ab 17.15 Uhr im Hörsaal des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung das 203. Institutsseminar des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung statt. Es spricht Lilla Krász von der Eötvös-Loránd-Universität Budapest zum Thema:

 

„Beobachten, sammeln und beschreiben: medizinische Wissensorganisation im Königreich Ungarn im Zeitalter der Aufklärung“

Am Montag, den 17. Oktober 2016, findet ab 17.15 Uhr im Hörsaal des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung das 203. Institutsseminar des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung statt. Es spricht Lilla Krász von der Eötvös-Loránd-Universität Budapest zum Thema:

„Beobachten, sammeln und beschreiben: medizinische Wissensorganisation im Königreich Ungarn im Zeitalter der Aufklärung“

 

Abstract: Im 17. Jahrhundert erfuhren mit dem Erscheinen der miteinander konkurrierenden, sich stets neu positionierenden und definierenden souveränen Staaten die Begriffe von Staat, Macht und Wissen einen perspektivischen Wandel. Dies hatte im Laufe des 18. Jahrhunderts in ganz Europa die Anwendung neuer Regierungspraktiken und Techniken zu Folge. In den zahlreich publizierten staatstheoretischen Schriften und politischen Traktaten wurde die erlangte Erkenntnis über die Bevölkerungs- und Güterverhältnisse, die landeseigenen Ressourcen sowie über die vorherrschenden allgemeinen Zustände als eine konstitutive Voraussetzung der wirksamen Machtausübung konzipiert. Der Sinn der Gewinnung solcher Erkenntnisse bzw. Deskription war die umfassende Datenerhebung, Systematisierung und Klassifizierung zu allen Bereichen und Akteuren des Staatslebens. Das erfolgreichste Übungsterrain dieses ab den 1750er Jahren in der Regierungspraxis der Habsburgermonarchie wirksamen Wandels bildeten die verwaltungstechnischen Maßnahmen der allgemeinen Gesundheitsreform, welche anfangs im Wiener Reichszentrum und später in den entfernteren Gebieten und in den Peripherien implementiert wurden. Die seit dieser Zeit eingeführte regelmäßige Berichterstattungspflicht der beamteten und besoldeten akademischen Ärzte entwickelte sich zu einem spezifischen Mittel der Verstaatlichung, Bürokratisierung sowie Verwissenschaftlichung des Gesundheitswesens.

Im Vortrag sollen die charakteristischen ärztlichen Bildungswege (peregrinatio medica hungarica), die Beobachtungs-, Datensammlungs- und Aufzeichnungstechniken der Ärzte (anhand von verschiedenen Lesarten der ärztlichen Sanitätsberichte) sowie die Verteilungspraktiken medizinischen Wissens veranschaulicht werden.

 

Die Veranstaltung ist wie alle Institutsseminare öffentlich, Gäste sind herzlich willkommen. Die Einladung im PDF-Format gibt es hier.