42. Symposion des NÖ Instituts für Landeskunde
in Kooperation mit der Stadt Baden und dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung
Baden, Theater am Steg, 1.–3. Juli 2024
Baden bei Wien ist Teil des 2021 ernannten UNESCO Welterbes „Great Spa Towns of Europe“ und damit der ideale Ort für eine Tagung zur Geschichte von Kurbädern als Spiegel vielfältiger gesellschaftlicher Phänomene. Es ist bereits das 42. Symposion des NÖ Instituts für Landeskunde in St. Pölten, das gemeinsam mit wissenschaftlichen Kooperationspartnern jährlich in einer anderen Region Niederösterreichs ausgerichtet wird.
Die Habsburgermonarchie verzeichnete schon früh eine große Anzahl an Kurorten. So führt der österreichische Mediziner und Botaniker Heinrich Johann Nepomuk Crantz im Werk „Gesundbrunnen der österreichischen Monarchie“ für das Jahr 1777 über 650 Kurorte an. In Niederösterreich nennt er etwa Altenburg, Baden, Garschönthal (heute Valtice/Tschechien), Mannersdorf, Meidling, Pirawarth oder Zwettl. Nicht alle gelten noch heute als heilwirksam, doch zeigt ihre große Zahl, dass Heilbäder und Kuren ab dem 18. Jahrhundert vermehrt Interesse fanden und genutzt wurden.
Kurorte werden häufig als Orte der Idylle, der Ruhe und Entspannung wahrgenommen, doch darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass den weiblichen und männlichen Gästen moderne Technologien und Komfort geboten werden mussten. Früh setzte man auf die Sanierung, Verschönerung und „Bereinigung“ des Stadtbildes: Pflasterung der Gehwege, Kanalisierung, Elektrifizierung, Wasserleitungen, Verlegung der Schlachthöfe, Anschlüsse an die Eisenbahn, das Telegrafennetz, etc. Die Anlage von Badegebäuden, Kurhäusern, Trinkhallen und Kurparks waren wirkmächtige städtebauliche und landschaftsprägende Maßnahmen. Innovationen im Kurwesen, in Sport, Kultur und Gastronomie mussten rasch adaptiert werden, um die wankelmütige Gunst der Kurgäste zu erhalten, daneben gab es in allen Kurorten auch Armen- und Militärbäder. Sowohl die Industrialisierung wie die Militarisierung der Gesellschaft finden Wiederhall in der „Kurstadt-Idylle“.
Die keineswegs einheitliche Gruppe der Kurgäste lässt sich am besten über die Kurlisten, eine genuine, noch wenig erforschte Quellengattung der Kurorte, fassen, die täglich Ankunft, Wohnort und Begleitung der Ankommenden verzeichnen. Indessen verdienen auch die Bereisten Betrachtung: sie profitierten zwar von den „mondänen“ Kurgästen, doch hatten die Gemeinden auch große Investitionen zu tätigen. Die sozialen und politischen Verhältnisse vor Ort wurden von der Gesellschaft der Gäste beeinflusst: so fand auch der entstehende Antisemitismus in den scheinbar geruhsamen Kurorten seinen Widerhall.
Das Symposion nähert sich dem Thema aus verschiedenen Richtungen, indem unterschiedliche Kurorte und ihre Einrichtungen, verschiedene Gruppen von Kurgästen und der Kurbetrieb mit seinen infrastrukturellen, medizinischen und sozio-kulturellen Facetten behandelt werden: so etwa die Entwicklungen der Kur und ihre doppelte Rolle als Nutzerin und Motor technischer und medizinischer Innovationen, Entwicklung und Veränderung kurspezifischer Architektur und Infrastruktur, ja die Entstehung ganzer „Kurlandschaften“, um nur einige Themen zu nennen. Fallstudien zu benachbarten Regionen erlauben komparatistische Betrachtungswinkel. Neben dem 18. und 19. Jahrhundert, der „großen Zeit“ der Bäder, werden einige Vortragende auch die Zeitgeschichte in den Blick nehmen.
Das Vortragsprogramm wird durch eine Stadtführung sowie den Besuch der Ausstellung „Aufbaden-Abbaden. Frisch befüllt“ im Kaiserhaus Baden ergänzt.
Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem Programm.
Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeit:
www.noe.gv.at/noe/LandeskundlicheForschung/Symposion_2024.html