Am Montag, den 11. Januar 2016, findet ab 17.15 Uhr im Hörsaal des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung das 191. Institutsseminar des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung statt. Es spricht Pavel Himl, Dozent am Lehrstuhl für allgemeine Anthropologie der Univerzita Karlova in Prag, zum Thema:
„Die Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft aus dem Geist der aufklärerischen Polizei? Die Verwaltungsreformen in Böhmen zwischen Zentrum und Periferie (1770–1810)“
Abstract: Die Verwaltungsreformen in der Habsburgermonarchie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfreuen sich eines anhaltenden Forschungsinteresses; oft wird nach ihnen sogar
die ganze Periode benannt („Zeitalter der Reformen“). Das vorzustellende Projekt beschäftigt sich mit der Verbreitung von Reformmaßnahmen auf Landesebene, mit deren Einführung in der Hauptstadt Prag sowie deren Umsetzung „auf dem Lande“. Die Aufmerksamkeit wendet sich daher der Kommunikation zwischen Behörden als einer wichtigen Voraussetzung der modernen Verwaltung zu; es wird gefragt, wie bestimmte Organisations-, Verwaltung- und Umgangsformen übertragen, verstanden und rezipiert worden sind. Es wird dabei von einem breiten Polizeibegriff ausgegangen, der wenig mit der frühmodernen „Policey“ zu tun hat und vielmehr verschiedene Bereiche des sich herausbildenden „Inneren“ (Sicherheit, Zirkulation, Ordnung im weiten Sinne des Wortes) umfasst. Als Beispiel wird sich der Beitrag auf die Identifizierung und Zuschreibung von Identitäten in der sich aufzulösen beginnenden ständischen Gesellschaft konzentrieren. Zur Diskussion soll die Haupthese des Projekts stehen, nämlich dass der potenziell gleiche behördliche Umgang mit der zu verwaltenden Bevölkerung zur Herausbildung einer bürgerlichen Gesellschaft beigetragen habe.
Die Veranstaltung ist wie alle Institutsseminare öffentlich, Gäste sind herzlich willkommen. Die Einladung im PDF-Format gibt es hier.